Swan Lake
Makarova, Natalia (France)
2010 - Director : Picq, Charles
Choreographer(s) : Makarova, Natalia (Russian Federation) Ivanov, Lev (Russian Federation) Petipa, Marius (France)
Video producer : Maison de la Danse de Lyon
Integral video available at Maison de la danse de Lyon
Roaratorio
Cunningham, Merce (France)
2010 - Director : Rebois, Marie-Hélène
Choreographer(s) : Cunningham, Merce (United States)
Video producer : Leslie Grunberg, les Films Pénélope
Sanctum - Imago
Nikolaïs, Alwin (United States)
1964 - Director : Louis, Murray
Choreographer(s) : Nikolaïs, Alwin (United States)
Video producer : Murray Louis
Collection particulière
D'Urso, Maria Donata (France)
2006 - Director : Picq, Charles
Choreographer(s) : D'Urso, Maria Donata (Italy)
Video producer : Disorienta;Maison de la Danse
Integral video available at Maison de la danse de Lyon
Le Défilé
Chopinot, Régine (France)
1985 - Director : Ranz, Didier
Choreographer(s) : Chopinot, Régine (France)
Video producer : Compagnie Chopinot ; Centre audiovisuel de Paris
Integral video available at CND de Pantin
Desa Kela Patra
Desa Kela Patra (Indonesia)
1992 - Directors : Berdot, Jean-Louis - Brunet, Jacques
Video producer : FR3, Jardin des poiriers, Titane spectacles
Entdecken
„Geh vier Schritte Richtung Garten und dann spring in den Hof“. Nun, das sind wohl eher irritierende Ansagen für jemanden, der die Theatersprache nicht versteht! Dieses Vokabular, das den Tänzern vorgibt, wie sie sich über die Bühne bewegen sollen, ist Teil der Gestaltung des Bühnenraums, die in der Renaissance während der Regentschaft von Ludwig XIV Anwendung fand. Linien und Konzepte werden um eine gewünschte Fläche arrangiert: das Zentrum, vor dem jene Person sitzt, für die das Stück in erster Linie aufgeführt wird – der König – und an dem die meiste Handlung stattfindet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Bühnenraum zum Gegenstand der Forschung un des Experimentierens. 1911 arbeitete Nijinsky an Nachmittag eines Fauns als animiertes Flachrelief. In den 1970er Jahren stellte die amerikanische Bewegung der Postmoderne die tradierten Kodizes einer Vorstellung in Frage und verfügte, dass Tanz ab sofort überall aufgeführt werden konnte: in Lofts, in Parks, auf den Dächern der Gebäude etc.. Sehr ungewöhnlich für die Zuschauer! So bedingen Räume und Orte die Beziehung zwischen dem Publikum und den Darstellern und spielen in der künstlerischen, sozialen und kulturellen Intention des Tanzes eine wichtige Rolle. Indem andere Oberflächen und Kombinationen entwickelt werden, bietet sich hier auch eine Chance, unzählige neue Möglichkeiten des Körpers in Bewegung zu erkunden.
Beschreibung
La belle dame -
Zur Zeit des Hofballetts, des Vorfahren des klassischen Balletts, fand eine Vorstellung, die jeweils Poesie, Musik und Tanz integrierte, in der Mitte großer Funktionsräume statt. Diese Räume boten den Zuschauern an drei Seiten eine oder mehrere Sitzreihen. Die königliche Familie, die auf einem Podium inmitten des Publikums Platz nahm, sollte eine Abfolge von Auftritten und choreografierten Sequenzen erleben. Die unterschiedlichen Auftritte in La Belle Dame machen die geometrischen Figuren und Kombinationen deutlich, die Choreografie auf dem Boden vorzeichnet.
Le lac des cygnes – Marius Petipa
Mit dem Aufkommen beständiger Strukturen einzelner Szenen im italienischen Stil machte der Tanz einen Schritt vom Hof ins Theater und führte dort den zentralen Aufbau der Bühne ein. Ebenso wie sich die Chance bot, den Einsatz von Maschinen weiterzuentwickeln, beeinflusste das Bühnenarrangement auch die Kodizes und Regeln des Balletts, das en-dehors, bei dem sich die Oberschenkel nach außen drehen, was seitliche Bewegungen ermöglicht, die Gestaltung der Bewegungen um die definierten Achsen und die Ausdauer des Schwerpunkts fußen auf den Regeln der Perspektive. Die Pracht der kollektiven Choreografie beruht auf jenen Entwürfen, Linien und Achsen des Raums, die der Zuschauer wahrnimmt. Marius Petipa übertraf sich in dieser Kunst, wie dieser Auszug aus dem zweiten Akt von Schwanensee zeigt.
Roaratorio – Merce Cunningham
Cunningham der sich mit Einsteins Relativitätstheorie beschäftigte, lehnte die Idee einer einzigen Perspektive und des Zentrums als Ort, an dem sich starre Blicke sammeln, ab. Der Bühnenraum ist hier frei von jeglicher Hierarchie und nimmt eine neue Dimension auf: die Tänzer drücken sie sich nicht mehr nur durch die eindimensionale Beziehung mit dem Publikum aus, sondern können ihm sogar den Rücken zukehren. Die Tänzer können auch auf der Bühne sitzen bleiben bevor sie beginnen zu tanzen. Denn, wie Cunningham es ausdrückt : « ein regungsloser Körper nimmt ebensoviel Raum ein, wie ein bewegter ».
Sanctum und Imago – Alwin Nikolaïs
Wie Cunningham hat auch Alwin Nikolaïs die Multipolarität gewählt. Licht, Dekor, Kostüme und Choreografie arbeiten hier Hand in Hand, um ein Theater der Abstraktion zu erschaffen. Nikolaïs Erforschung der szenographischen Möglichkeiten des Raums wurden von spezifischer Körperarbeit begleitet. Denn um den Raum auf der Bühne einzunehmen, müssen Tänzer ebenso den Raum in sich selbst einnehmen.
Collection particulière - Maria Donata d’Urso
Maria Donata d’Urso horizontal durch eine dicke Glasplatte in zwei Teile getrennt, die längsverlaufende Schlitze aufweist. Die Tänzerin, die sich zwischen beiden Kanten befindet, muss sich mit großer Agilität zwischen den beiden Platten hindurch bewegen, um nicht herunterzufallen. Indem die Choreografin einen erhöhten und geteilten Boden verwendet.
Défilé - Régine Chopinot
In diesem Stück erfindet Régine Chopinot die Burlesque-Modenshow neu. Von den Ausmaßen des Catwalk in der Mitte der Zuschauer beschränkt, die wie in einer echten Modenshow an allen drei Seiten drumherum aufgereiht sitzen, konzentriert sich Chopinots Choreografie auf vor- und zurück-Bewegungen zwischen ganz nah und weit entfernt. Marc Caro produzierte ein Videoclip von der Vorstellung, das dank der Kamera den Eindruck der beengten Tiefe des Bühnenaufbaus verstärkt.
Défilé de la Biennale
1966 eingeführt, geht die Parade mit der populären Tradition der Straßenvorführungen einher. Es ist ein intensiver Moment des miteinander Teilens und des miteinander Arbeitens, das soziale Bindungen stärkt.
Desa Kela Patra
In Bali die Aufführungen finden im Freien statt, wie hier vor dem Sebatu Dorftempel. Die Tanzfläche ist durch den Aufbau der Xylophone definiert, die als. Die Tänzerinnen, die von den Musikern umgeben sind und sich von ihren Rhythmen inspirieren lassen, tanzen eine der Kostbarkeiten der balinesischen Choreografy, die einst nur dem Königshaus und den Prinzen vorbehalten war.
Stronger – Wilkie Branson
Öffentliche Orte, Bahnhöfe, Waldland, Treppen, Felder, Baustellen, Museen; es gibt unzählige Orte, die sich für höchst ungewöhnliche choreografische Erfahrungen eignen, angeführt von zeitgenössischen Choreografen. Im Tanzfilm Stronger ist der Untergrund ein Waldboden mit Blätter und Wurzeln hier und da und es gibt nur unbeständigen Halt für die Breakdance Figuren. Die hügelige Landschaft, von Felsen und Bäumen durchzogen, bietet den beiden B. Boys, ungewohnte Unterstützung, unregelmäßige Höhen und Tiefen, die die Choreografie veranlassen, Klettern und Gleiten miteinzubauen.
in mehr Tiefe
CHRISTOUT, Marie-Françoise. Le ballet de cour de Louis XIV : 1643-1672 mises en scène. Paris : Centre National de la Danse, 2005. 292 p. (Nouvelle librairie de la danse).
CLIDIERE, Sylvie, DE MORANT, Alix. Extérieur danse : essai sur la danse dans l'espace public [Livre DVD]. Paris : Editions L'Entretemps / HorsLesMurs, 2009. 191 p. (Carnets de rue).
CUNNINGHAM, Merce. « L'espace, le temps et la danse », in VAUGHAN, David, LUCIONI, Denise (trad.). Merce Cunningham, Un demi-siècle de danse. Paris : Plume, 1997. 315 p. DUROSOIR, Georgie. Les ballets de la cour de France au XVII° siècle ou les fantaisies et les splendeurs du baroque. Genève : Papillon, 2004. 160 p. (Mélophiles).
BOISSIERE, Anne. « Appia et les espaces rythmiques », in Les carnets du paysage, 2007, n°13 & 14, Comme une danse, Arles, Actes Sud : l'Ecole Nationale Supérieure du Paysage, p. 64-79.
BRUNON, Hervé. « Lieux scéniques et chorégraphie du parcours : les jardins de Versailles et la danse sous Louis XIV », in Les carnets du paysage, 2007, n°13 & 14, Comme une danse, Arles, Actes Sud et l'Ecole Nationale Supérieure du Paysage, p. 81-101.
KUYPERS, Patricia. « Réinventer l'espace scénique : entretien avec Lucinda Childs », in Nouvelles de danse n° 42/43 : Danse et architecture, Bruxelles, Contredanse, 2000.
SAILLARD, Olivier. (dir.), PINASA, Delphine. Le défilé : Jean-Paul Gaultier, Régine Chopinot. Catalogue d’exposition (Moulins, Centre National du costume de scène et de la scénographie, décembre 2007 – mai 2008). Paris : Musée des Arts Décoratifs, 2007. 256 p.
« Une nuit balinaise ». Programme de spectacle, Troupe des artistes de Sebatu (Bali), Biennale de la danse, 14 - 16 septembre 2012.
Autor
Anne Décoret-Ahiha ist Anthropologin für Tanz, Doktorin an der Universität Paris 8. Als Referentin, Trainerin und Beraterin entwickelt sie Vorschläge zum Thema Tanz als Bildungsressource und entwirft partizipative Prozesse zur Mobilisierung von Körperlichkeit. Sie animiert das "Aufwärmen des Zuschauers" im la Maison de la Danse.
Credits
Video Selektion
Olivier Chervin
Text und Literatur
Anne Décoret-Ahiha
Produktion
Maison de la Danse
Das Parcours "Bühnenraum" wurde realisiert mit freundlicher Unterstützung des General Secretariat of Ministries and Coordination of Cultural Policies for Innovation. Die Übersetzung wurde mit Hilfe des European Video Dance Heritage Projekts umgesetzt, das durch die Kulturförderung der Europäischen Union unterstützt wird. Mehr Infos auf www.evdhproject.eu.