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Weiblich / männlich

01:42

Entrée d’Apollon

PĂ©cour, Louis-Guillaume (France)

Maison de la Danse de Lyon 1988

Choreographer(s) : PĂ©cour, Louis-Guillaume (France)

Video producer : Maison de la Danse

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02:51

Swan Lake

Makarova, Natalia (France)

Maison de la Danse de Lyon 2010 - Director : Picq, Charles

Choreographer(s) : Makarova, Natalia (Russian Federation) Ivanov, Lev (Russian Federation) Petipa, Marius (France)

Video producer : Maison de la Danse de Lyon

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02:46

Tango Vivo

Codega, Claudia (Argentina)

Biennale de la danse 2006

Choreographer(s) : Codega, Claudia (Argentina)

Video producer : Maison de la Danse;Biennale de Lyon

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03:11

Che Malambo

Brinas, Gilles (Argentina)

02:55

Blue Lady

Blue Lady (Italy)

Maison de la Danse de Lyon 1983 - Director : Picq, Charles

Choreographer(s) : Blue Lady (Italy)

Video producer : Maison de la Danse

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03:03

Blue Lady [revisited]

Saarinen, Tero (France)

Biennale de la danse 2008 - Director : Picq, Charles

Choreographer(s) : Saarinen, Tero (Finland) Carlson, Carolyn (France)

Video producer : Maison de la Danse de Lyon ; Biennale de Lyon

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02:46

The dance of nothing

The dance of nothing (Israel)

Weiblich / männlich

Maison de la Danse de Lyon 2019 - Director : Plasson, Fabien

Autor : Anne DĂ©coret-Ahiha

pt pl de es en fr

Entdecken

Tanzen reflektiert ganz offensichtlich Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit, die je nach Epoche und Kultur unterschiedlich ausfallen. Wir haben vergessen, dass das Ballet de Cour, der Vorgänger des klassischen Balletts, ursprünglich den Herren vorbehalten war. Erst während der Romantik nahm das Ballett die Figur der Ballerina stärker in den Blick und stufte die männlichen Rollen als weniger bedeutsam ein. Also gibt es eindeutige Männer- und Frauen-Tänze; Bewegungen, Schritte und Attituden, die besser zu einem Geschlecht passen als zum anderen. Soziale Normen, Werte und Ideen, die mit einzelnen Bewegungen assoziiert werden, diktieren nicht selten Geschlechterrollen. Jedoch versuchte der zeitgenössische Tanz, jene Geschlechterrollen zu überwinden und propagierte äquivalente Bewegungen.

Beschreibung

Entrée d'Apollon


„Barocker Tanz“, wie wir ihn heute kennen, ist eine Rekonstitution des „Belle Danse“ (French noble style), der vom Adel und den Höflingen des 16. Jahrhunderts ausgeĂĽbt wurde und das Fundament des westlichen klassischen Balletts bildet. Zu Beginn wurde er allein von Männern praktiziert. Tatsächlich gehörte Tanzen zur Ausbildung eines jeden Mannes. Er förderte Agilität als eine Art Vorbereitung auf den Kampf. Er garantierte auch eine gute Haltung und körperliche Eleganz, die als wichtige Attribute der Aristokratie galten. Ein herausragender Tänzer war auch Ludwig XIV, der jeden Morgen noch vor der Jagd eine Tanzstunde nahm. In den 1970er Jahren begann Francine Lancelot dieses choreografische Erbe zu erneuern. Hier erweckt „étoile“, der Tänzer Jean-Christophe ParĂ©, eine seiner vielen Choreografien zum Leben. 

Im Verlauf der Jahrhunderte entwickelte sich das Ballett, bis in der Romantik die Ballerinas einen Ehrenplatz einnahmen.


Swan Lake – Marius Petipa


Im klassischen „Pas de deux“, wie das hier gezeigte aus Schwanensees zweitem Akt, unterstützt der männliche Tänzer seine Partnerin. Damit hilft er ihr zu extremen Arabesken und Développés und tritt zur Seite sobald sie ihre Figur alleine stehen kann. Die Rolle des männlichen Tänzers ist es, die Virtuosität der Tänzerin zur Geltung zu bringen. Dieses Pas de deux enthält Sequenzen, in denen der männliche Tänzer sein Talent vollends unter Beweis stellen kann. Allerdings scheint sich die Erzählung mehr um die weibliche Rolle zu. Andere Choreografen wie Rudolph Nureyev positionierte dessen Charakter im Zentrum seines Werks und gab seiner Choreografie so mehr Geltung. Der Tanz baut auf einem Ungleichgewicht zwischen den Partnern auf, die sich gegenseitig eng umschließen und alsbald auseinanderbrechen.


Tango vivo – Cie Union Tanguera


Diese Spannung erzeugt unweigerlich eine Leidenschaft der Liebe. Wie diese AuszĂĽge aus Tango Vivo zeigen, eine Show der Kompanie Union Tanguera. Jedoch ist es immer der Mann, der fĂĽhrt und die Frau, die folgt. Diese archetypische Formel verstärkt die Männlichkeit des männlichen Tänzers, die den weiblichen Qualitäten seiner Partnerin entgegensteht. Der Gang, bei dem sich die Schritte der Tänzer ineinander flechten, ist von Figuren geziert, die eine eindeutig erotische Brise beimischen. Es war unausweichlich, dass eine derartige Sinnlichkeit die Moralapostel auf den Plan rief, als der Tango 1905 in Frankreich einzog. 


Che Malambo


Der „Malambo“ stammt aus Argentinien. Als traditioneller Gaucho-Tanz fordert er durch energisches Stampfen die rhythmische und physische Ausdauer der Protagonisten. Che Malambo bringt vierzehn Tänzer auf die BĂĽhne, die eine Leidenschaft gleich einer wilden Horde an den Tag legen. Zu den „Bravo“-Rufen des Publikums wiederholen sie mit Stolz geschwellter Brust unablässig ihr erbittertes Stampfen. Dem wilden Geist dieser Hirten, die quer durch die Pampas galoppieren, ist hier freier Ausdruck verliehen. 

Odissi - Madhavi Mudgal

Die Kunst von Madhavi Mudgal bietet dazu einen markanten Kontrast. L'Odissi ist ein weiblicher Tanz, dessen höchst brillante Vertreterin sie ist. Einst die Domäne der Tempeltänzerinnen von Orissa, ein Staat im Nordosten Indiens, ist er heute einer der bedeutendsten Stile des klassischen indischen Tanzes. Ihn charakterisiert das Stampfen der FĂĽĂźe, das einer kodifizierten rhythmischen Struktur folgt, als auch die Flexibilität des Oberkörpers und der Arme, die sich grazil schlängeln. In seiner generellen Rundheit ist Odissi der absolute Ausdruck von Anmut und Weiblichkeit. 


Welcome to paradise – Joëlle Bouvier und Régis Obadia


In Welcome to paradise, einem zentralen StĂĽck zeitgenössischen Repertoires der späten 1980er Jahre, portraitieren JoĂ«lle Bouvier und RĂ©gis Obadia die aufeinanderfolgenden Phasen einer Partnerschaft. Die beiden Tänzer und Choreografen wissen wovon sie sprechen, da sie sowohl im privaten als auch im professionellen Leben unzertrennlich sind. Auf der BĂĽhne treiben sie wie herrenlose Schiffe umher, suchen sich gegenseitig, trennen sich wieder und kommen schlieĂźlich mit dringendem Begehren wieder zueinander zurĂĽck. Eine Hebung, die die Tänzerin emporhebt, deutet eine sexuelle Ekstase an. Kurz darauf signalisiert eine ähnliche Sequenz einen schmerzhaften und ungewollten Bruch. Es gibt keine narrative Struktur in diesem langandauernden Pas de deux. Die Choreografie zeigt eine Serie verbundener Ansichten, ähnlich dem Kino, bei dem sie sich häufig Anleihen macht. 


Blue lady – Carolyn Carlson


In Blue Lady, ein Solo, das auf legendäre Art und Weise das Publikum berührt, beschreibt Carolyn Carlson die verschiedenen Altersstufen und Stimmungslagen einer Frau. Wie sie selbst sagt, wollte sie die unzähligen Fassetten ihrer Identität offenbaren. Ohne zwingende chronologische Reihenfolge stelle die Choreografie das Aufblühen des Lebens, die Leichtigkeit und die Wonne der Kindheit, das Mysterium der Mutterschaft und das Altern dar, das den Körper niederdrückt und die Bewegungen schwanken lässt.


Blue lady [revisited] – Carolyn Carlson und Tero Saarinen


Nachdem sie Blue Lady einige Jahre selbst getanzt hat, suchte Carolyn Carlson vergebens eine Tänzerin, der sie das StĂĽck anvertrauen konnte. SchlieĂźlich wandte sie sich an Tero Saarinen, einen finnischen Tänzer. Konnte sie die getanzte Autobiographie einer Frau nun einem Mann ĂĽberlassen? Die Idee schien lächerlich. Erst einmal hatten die beiden KĂĽnstler eine grundsätzlich verschiedene Morphologie. Also musste das Projekt anders angegangen werden: beschreibt Tero Saarinen. Indem er eine exakte Reproduktion der Original-Choreografie vermied, deren dynamische Prinzipien jedoch bewahrte und die Bewegung vollends verkörperte, gelang es Saarinen, die Innenwelt einer Frau. Blue Lady Revisited ist insofern ein meisterhaftes Statement fĂĽr das Geschick des Tänzer-Choreografen. 


Corps est graphique - Mourad Merzouki


Von Beginn an hat Hip-Hop Frauen nur wenig Raum gegeben. Sich dieser Diskriminierung bewusst, ging Mourad Merzouki das Thema an. In Corps et Graphique, lädt er vier männliche und vier weibliche Tänzer gemeinsam auf die BĂĽhne um ihre jeweiligen Qualitäten zur Schau zu stellen und zu zeigen, dass letztlich choreografische Anliegen und kĂĽnstlerische Ziele Vorrang vor dem Geschlecht der Darsteller haben. Die Hingabe und Agilität, die Physis und die Fähigkeiten, die ein jeder zeigt, beweisen, dass sie kein männliches Privileg sind. 


The dance of nothing - Liat Drors und Nir Ben Gals


Ă„chtung und Segregation sind die Hauptthemen Liat Drors und Nir Ben Gals. Die Protagonisten der israelischen Tanzszene schreiben mit The dance of nothing ein Manifest fĂĽr den Frieden im Mittleren Osten. Durch beschreiben die Tänzer die Geschichte einer verbotenen Liebe zwischen einer palästinensischen Frau und einem israelischen Mann. Männliche und weibliche, tanzen zusammen die selbe Choreografie. Jeder so wie er oder sie es fĂĽhlt, ohne jeglichen Versuch der Homogenität. Diese Differenz in der Ă„hnlichkeit gibt der Vorstellung Raum, dass wir alle trotz unser Unterschiede in Geschlecht, Kultur oder Religion zur groĂźen Familie der Menschheit gehören. 

in mehr Tiefe

DUROSOIR, Georgie. Les Ballets de la cour de France au XVII° siècle : les fantaisies et les splendeurs du baroque. Suisse : Papillon, 2004. 160 p. 

LĂŠ-AHN, Claude, CARLSON, Carolyn, SIMEON, Jean-Pierre (trad.). Paris-Venise-Paris. Arles : Actes sud, 2010. 311 p. (Danse).

MONETTE, Pierre. Le guide du tango. Paris : Syros/Alternatives ; Montréal : Tryptique, 1992. 257 p. (Les guides culturels Syros).

SERRES, Gilbert. Le pas de deux, les portĂ©s : manuel d'apprentissage. Meolans-Revel (Alpes-de-Hautes-Provence) : DĂ©siris, 2002, cop. 2002. 255 p. 

VENKATARAMAN, Leela, PASRICHA, Avinash. La danse classique indienne : une tradition en transition. [S.I.] : Editions de Lodi, 2003. 144 p. 

 APPRILL, Christophe. « L'hĂ©tĂ©rosexualitĂ© et les danses de couple », in DESCHAMPS, Catherine, GAISSAD, Laurent, TARAUD, Christelle (dir.), HĂ©tĂ©ros. Discours, lieux, pratiques, Paris, EPEL, 2009, p. 97-108.

« Danse et amour », in Danser, numéro spécial 311, Monaco : Editions Du Rocher, juillet/août 2011.

KLEIN, Gabriele. « La construction du fĂ©minin et du masculin dans la danse des modernes », in Histoires de corps : A propos de la formation du danseur, Paris, CitĂ© de la musique, 1998. p. 185-194. 

LECOMTE, Nathalie. « MaĂ®tres Ă  danser et baladins aux XVII° et XVIII° siècles en France : quand la danse Ă©tait l'affaire des hommes », in Histoires de corps : A propos de la formation du danseur, Paris, CitĂ© de la musique, 1998, p. 153-172. 

OBADIA, RĂ©gis, BOUVIER, JoĂ«lle. « L’effraction du silence », in MĂ©moire vivante, tome 4, Paris, Plume,  1994, 63 p. (MĂ©moire vivante).

Autor

Anne DĂ©coret-Ahiha ist Anthropologin fĂĽr Tanz, Doktorin an der Universität Paris 8. Als Referentin, Trainerin und Beraterin entwickelt sie Vorschläge zum Thema Tanz als Bildungsressource und entwirft partizipative Prozesse zur Mobilisierung von Körperlichkeit. Sie animiert das "Aufwärmen des Zuschauers" im la Maison de la Danse. 

Credits

Video Selektion
 Olivier Chervin
 

Text und Literatur
 Anne DĂ©coret-Ahiha
 

Produktion
 Maison de la Danse
 

Das Parcours "Weiblich und männlich" wurde realisiert mit freundlicher Unterstützung des General Secretariat of Ministries and Coordination of Cultural Policies for Innovation.

Die Ăśbersetzung wurde mit Hilfe des European Video Dance Heritage Projekts umgesetzt, das durch die Kulturförderung der Europäischen Union unterstĂĽtzt wird. Mehr Infos auf www.evdhproject.eu. 

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